Die Praxis ist bis Ende Januar 2019 geschlossen.
Ab 4. Februar bin ich wieder für Sie da.

Inspirationen zum Wandel

Während meiner eigenen Reise durch das Leben habe auch ich mich Herausforderungen stellen müssen, brachen vermeintliche Sicherheiten wie Kartenhäuser in sich zusammen, wurden Vorstellungen als Wunschbilder entlarvt.
In den Phasen des Wandels, der Ungewissheit brauchte ich Inspiration und Orientierung, in welche neuen Sichtweisen ich investieren, auf welche ich bauen sollte. Ich fand sie unter anderem in dem kleinen Büchlein „Der springende Punkt“ von Anthony de Mello.

Nun lege ich Ihnen hier eine kleine Auswahl von eigenen Gedichten und Texten vor, die wiederum Sie inspirieren können. Sie sind hervorgegangen aus Erkenntnissen auf meinem Weg, die Ihren ganz eigenen Ausdruck fanden und mich selbst überraschten.
Ich habe geschrieben, um klar zu werden, Einsicht zu gewinnen, in Frieden mit mir und der Welt zu kommen. Eine Veröffentlichung war mir nicht in den Sinn gekommen – viel zu persönlich, zu eigenwillig, zu ungeübt, nicht relevant für Andere. Doch die Resonanz zeigte mir, dass ich mich getäuscht hatte, dass meine ganz persönlichen Erkenntnisse in dieser ganz persönlichen Form durchaus für Andere relevant sein konnten.
Seitdem benutze ich die Texte auch in meinen Sitzungen, allerdings sehr vereinzelt und mit Bedacht.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Inspiration beim Lesen.


Ich trage mein Gesicht

Ich trage mein Gesicht
hinaus ins offene Leben

verletzlich bin ich
zerrissenes Gewand
dass alle Winde
durch mich wehen

so trete ich hinaus
aus toten Mauern
durchweht von DEM
das
einmal entfesselt
kein Halten mehr kennt
mich hineinwirft
ins Ungewisse
kopfüber
hinein ins offene Leben


Übergänge

Menschen zu beobachten ist anrührend, ihr Bemühen, selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Wozu? Was ist so wichtig daran, einen sportlichen Wettkampf zu gewinnen, viel Geld zu verdienen, berühmt zu sein? Wie besessen verfolgen wir eine Idee, die wir irgendwann gefunden und in die wir uns verliebt haben. Was wäre das Leben ohne jedes Ziel? Gibt es das überhaupt?

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Überleben ist immer das Ziel – körperlich, geistig, seelisch. Ist das Überleben gesichert, kommt der Überlebenskampf zur Ruhe, dann besteht die Gefahr, dass die Illusion dieser Existenz offensichtlich wird. Also beschäftigen wir uns, stecken uns Ziele und verfolgen diese.
Was, wenn wir stattdessen innehielten, genau hinschauen würden? Dann würden die Bilder, die Ansichten brüchig. Zuerst bekommen Sie feine Risse, dann größere. Es wird sichtbar, dass sich hinter der Fassade noch etwas befindet, das Eigentliche, von dem wir gar nicht mehr wussten, dass es da ist.

Unser Leben spielt sich zum großen Teil auf dieser Fassade ab. Kindern muss man mit viel Mühe erst beibringen, die Fassade zu akzeptieren, sich darauf zu konzentrieren und sie als „die Welt“, „das Leben“ zu verstehen und anzunehmen. Und dann, irgendwann, haben sie vergessen, dass es jemals anders war. Ein trauriger Abschied. Sie lernen die Gesellschaftsspiele von persönlicher Wichtigkeit, Abhängigkeit und Konkurrenz. Sie werden erpressbar, verführbar und beginnen, Andere zu benutzen, lassen sich durch Andere benutzen. Der Kontakt zur inneren Heimat geht verloren und damit auch echte menschliche Nähe. Ständig sind wir in Sorge, was unser Gegenüber denken, fühlen und tun könnte, welche Auswirkungen das auf uns haben könnte. Wir kontrollieren die Anderen und uns selbst, damit wir uns sicher fühlen in der Fassadenwelt, sie keine Risse bekommt und wir nicht verloren gehen im Unbekannten. Zwischen 30 und 50 ist es am schlimmsten. Wir haben das Spiel verstanden und spielen gekonnt mit. Wir machen Karriere, bauen Häuser, ziehen Kinder groß. Auf die Looser schauen wir mit Überheblichkeit, Mitleid oder Angst. Wenn Burn-out, schwere Krankheiten und Verluste nicht die ersten Risse verursachen, dann erledigt dies das Alter.

Egal wann und wodurch, irgendwann halten wir nicht mehr mit im Spiel. Davor hat jeder Angst. Deshalb möchten die meisten per schnellem Herztod aus dem Leben gehen bevor die Fassade in sich zusammenbricht und wir nackt dem echten Leben gegenüberstehen. Denn das weht uns um die Nase und nimmt alles mit, was wir uns so mühsam aufgebaut haben: körperliche Kraft, Schönheit und Unversehrtheit, gesellschaftlicher Status, sexuelle Anziehung. Nicht, dass wir nicht mehr kraftvoll, schön und attraktiv sein könnten, doch wenn, dann nicht mehr auf die gleiche Weise.
Wir werden durchscheinend. Wer die innere Quelle nicht anzuzapfen versteht, dessen Licht wird matt. Die äußere Hülle hat ihre Kraft verloren, sie hat aufgehört zu leuchten und zu locken. An diesem Punkt scheiden sich die Wege. Der eine führt in die Depression, beziehungsweise in die Gegenbewegung der Suche nach ewiger Jugend, der andere heim zu unserem inneren Kern.

Alle Übergänge sind schwierig, fordern uns heraus. Doch meiden können wir sie nicht. Das Wegschauen lässt uns nur unvorbereitet sein auf den großen Knall, mit welchem die Fassade zusammenbricht.
Während der Staub zu Boden sinkt, schaue ich gebannt auf die Weite vor mir. Wir alle kennen sie. Dort haben wir als Kinder gespielt, gelacht und geweint, ein magisches Wunderland. Dort strahlte alles, duftete es nach nasser Walderde, nach Pilzen und Harz, nach Blüten und Sonnenwärme auf der Haut. Schönheit überall. Nur in den Menschen war auch etwas anderes, verwirrendes, verzerrtes und gedrücktes. Dieses Andere tut weh, macht traurig und einsam, lässt uns an uns zweifeln und die innere Heimat verlassen.
Viele von uns sind seit Jahren auf dem Weg zurück. Ob es ein Ankommen gibt oder zwei oder immer ein neues, mag ich nicht zu sagen. Es sind wohl eher viele, wie Etappen einer Reise. Wir kehren heim als dieselben, doch nicht als die gleichen.


Zwischen Morgen und Abend schwindet die Zeit

als ich am Morgen
den Weg vor mir liegen sah
schien er endlos und steil
nun, da die großen Mühen hinter mir liegen
fliegen die Füße bergab
hin zum Meer

hinter mir
abgelegtes Leben
dessen Grenzen
ins Unscharfe abgleiten

es interessiert nicht mehr
ob der Weg steinig war
ob ich gelitten habe, gewonnen oder verloren
das Vergangene schwindet
mit der Klarheit des Blicks
der auf dem Meer ruht

jeder Schritt ein Ankommen
jeder Augenblick ein Willkommen
jeder Windhauch
trägt die Botschaft zu mir

und mit jedem Atemzug
koste ich Leben
frisch
wie der Tau im Morgengras

zwischen Morgen und Abend schwindet die Zeit
als wäre ich nie gegangen auf steilen Pfaden
hätte ich nie geweint, nie gekämpft und nie verloren
nur geliebt, gelacht und getanzt
im nachtfeuchten Gras
am Ufer des Meeres


Was Ihr wollt

Den zweiten Schritt vor dem ersten tun, handeln, bevor ich Einsicht erlangt habe
… besser ist wohl andersherum.

Der erste Schritt ist der der Absicht, es wissen zu wollen, ohne Wenn und Aber, die Bereitschaft, mit dem zu sein, was ist. Dies beinhaltet, im Angesicht der Endlichkeit Alles und Jedes zu betrachten, das in uns lebt, und dann zu entscheiden und zu verantworten, was damit tun. Oft jedoch leben wir ohne Absicht, entscheiden und handeln ohne Einsicht und ohne genauer wissen zu wollen, wohin uns die Entscheidung führt.
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Für mich war es Zeit, mit dem Herumspielen aufzuhören, mich ernst zu nehmen, den Tod ernst zu nehmen, der auf mich wartet, immer da ist an meiner Seite. Wie Kinder glauben wir, unendlich viel Zeit zu haben. Wir wollen da kosten und dort, rennen hin und her, heben auf und lassen fallen, halten fest und können uns doch nicht recht entscheiden, in der Hoffnung, so keine Fehler zu machen, alle Möglichkeiten offen zu lassen, nichts zu verpassen.
Während kostbare Lebenszeit durch unsere Finger rinnt, erzählen wir Geschichten von der Welt, Geschichten, die nie ernsthaft geprüft, in frage gestellt werden, an denen wir festhalten, weil sie uns die Welt so erklären, wie wir gewohnt sind, sie zu sehen.
Das Leben aber liegt jenseits davon, unerreichbar, da unbekannt. Haben wir es je gekostet, das echte Leben, oder geben wir uns nur mit Ersatz zufrieden? Wo keine Vergleichsmöglichkeit, da keine Chance, das Echte vom scheinbar Echten zu unterscheiden. Wer noch nie sonnenwarme Kirschen vom Baum gegessen hat, dem schmecken die künstlichen auf der Sahnetorte köstlich süß. Der einzige Hinweis ist das leise Gefühl der Leere danach – nach dem Essen, nach der Feier, nach dem Sex. Nur ein Anflug von Leere und Traurigkeit, von Einsamkeit inmitten scheinbarer Fülle.

Dableiben, damit allein und still bleiben, es nicht wegmachen, nicht weglachen und auch nicht wegweinen in Selbstmitleid und Anklage. Es ernstnehmen, dieses leise Gefühl, es als Hinweis nehmen. Was ist wirklich? Was ist wirklich wirklich? Wo machen wir uns etwas vor, sehen nur die Schattenbilder unserer eigenen Projektionen, wissen ganz und gar nicht, was hier gespielt wird?!Im Zweifelsfall läuft „Was ihr wollt“, doch nicht von Shakespeare, sondern von uns selbst höchst persönlich inszeniert und aufgeführt.
 Das Stück ist meist ein voller Erfolg – wir bekommen das, was wir uns vorstellen, genau das! Wir sind die Helden, die verkannten, die armen, vom Schicksal gebeutelten Hauptfiguren. Schade, dass es keinen Preis zu gewinnen gibt … gut, dass es keinen Preis zu gewinnen gibt, das Stück würde noch länger gespielt werden.

Dann der jahrelange Tanz auf der Schwelle: soll ich, soll ich lieber doch nicht, vielleicht erst mal nur ein bisschen!? Doch es nützt alles nichts, am Ende stehen wir alle vor dem Bodenlosen und uns bleibt nur der Sprung in die vorher nicht sichtbare ganz persönliche Wahrheit jenseits von Erwartungen, Schuld, Rücksichtnahme und Treueversprechen, jenseits des ganzen schönen Selbstbildes, wer wir so gerne wären, hinein in das, was wir sind. Dort, jenseits aller unserer Vorstellungen, wartet das Eigentliche.
In der irgendwann nicht mehr zu relativierenden Erkenntnis, dass hier etwas nicht stimmt, dass wir herumspielen mit dem Leben und uns selbst und die Anderen in aller Unschuld und Gutwilligkeit betrügen und verletzen, in dieser unumkehrbaren Einsicht liegt die Möglichkeit, sich neu auszurichten. Diese Neuausrichtung wird wirksam, indem wir das Wesen der Dinge ergründen, ihnen ins Herz schauen, in unser eigenes Herz schauen und uns dort wiederfinden.

Ich bin mir sicher, jenseits der Schuld sind Klarheit und Frieden, jenseits der Rücksichtnahme ist echtes Mitgefühl. Jenseits von Vorstellungen wartet die Liebe und jenseits des Schmerzes die Freiheit, zu sein und zu werden, das zu werden, was wir immer schon sind.


VOR UNSEREN AUGEN

während wir
uns erschöpfen
uns stets verfehlen
an uns vorbei ins Morgen jagen
fällt der Tropfen
glitzernd auf nasse Erde
zerspringt mit leisem Knall

während wir
klagen
uns nicht Freund sind
nicht uns lieb und wert
liebkost
das Meer
die Kinderhand

während wir
Getriebene der Zeit
uns im Tun verlieren
entstehen und vergehen
Universen
direkt vor unseren Augen
die nicht sehen
und in der Ferne suchen
was dort
nicht zu finden ist


Aus purer Freude

Alles geschieht in Zyklen und das Leben nimmt dich mit, mitten hindurch, ob du willst oder nicht. Du kannst das Leben nicht kontrollieren und du kannst auch nicht aussteigen, doch du kannst aufhören, dagegen anzukämpfen.
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Aufbauen, nur um wieder zu zerstören. Festhalten, nur um wieder loszulassen. Einatmen, nur um wieder auszuatmen. Alles endet wo es beginnt. Und wozu dann das Ganze?
Leben hat keinen Zweck und kein Ziel, jedenfalls nicht, wie wir es uns vorstellen.
 Es geht auch nicht darum, an Herausforderungen zu wachsen oder sich irgendwohin zu entwickeln. Es ist wohl eher so, dass Leben Freude daran hat, zu spielen, sich selbst auszuprobieren, in all den verschiedenen Formen zu erscheinen, sich selbst zu sehen, zu hören, zu schmecken, zu riechen und zu spüren und von sich selbst berauscht zu sein.
Erst mit der Akzeptanz des ungewissen Wohin und Wozu öffnet sich der Blick auf das, was jenseits der menschlichen Logik liegt, was nur im direkten Erleben und Sein erfahren werden kann. Dies jedoch verstehen und erreichen zu wollen, stärkt wiederum nur die Illusion der Kontrolle, die uns letztlich von der bewussten Erfahrung abschneidet.
Erst wenn du bereit bist, dich dem Leben anzuvertrauen, nachzugeben, wenn es deine Pläne durchkreuzt, loszulassen, wenn es dich in der Liebe kreuzigt, dann bist du frei – frei, ganz du selbst zu sein, als einzigartiger Ausdruck des All-Einen.

Nur im Zentrum des Sturms herrscht Stille – nicht draußen, denn im Leben gibt es kein draußen, und nicht drinnen im wirbelnden Getöse – sondern nur dort, wo du ganz bewusst Teil des großen Kreislaufs bist, doch dich nicht darin verlierst.
Denken, das dem Ungewissen entspringt, Tun, das aus der Stille geschieht, Freude, die aus der Tiefe aufsteigt ohne jeden Grund – das ist Leben in Gnade. Ein stetes Schöpfen direkt aus der Quelle, immer frisch, immer neu, berauschend und frei.


Es gibt keine Belohnung

Es gibt keine Belohnung für Anstand, Güte und Freundlichkeit. Wer hat uns das nur erzählt? Wer hat uns glauben gemacht, dass Integrität ein Geschäft ist, dass Wertschätzung und Glück die Währung ist, mit der das Universum uns ausbezahlt?
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Die Gutherzigen sitzen da und warten auf eine positive Resonanz der Welt. Wenn diese nicht kommt, beginnen sie sich zu beschweren – ganz leise nur, im stillen Kämmerlein – beginnen an sich zu zweifeln und mit Gott zu hadern. Vor lauter Selbsterkenntnisdrang, Verständnis und Mitgefühl bleibt ihnen die Beschwerde im Halse stecken, vor lauter Ansprüchen an sich selbst drehen sie den Spieß um und wenden ihn gegen sich: ich muss wohl etwas falsch machen, sonst wären die Menschen respektvoller mit mir und die Umwelt freundlicher … ich muss mich noch mehr bemühen, ich muss mich bemühen, mich nicht mehr zu bemühen …
Inzwischen sind wir ziemlich verwirrt ob der Paradoxien, doch wir geben weiter unser Bestes, warten auf die positive Resonanz des Universums, die ja kommen MUSS – wenn wir nur alles richtig machen.

Was du säst, das wirst du ernten! So haben wir es gelernt, so steht es in vielen großen Schriften. Was wäre, wenn das so einfach nicht ist, die Welt weder mechanisch noch linear funktioniert? Was wäre, wenn es solcher Art Maßstäbe nicht gibt, und viel zu viele Wegweiser, die in entgegengesetzte Richtungen zeigen? Was wäre, wenn Rückmeldungen zwei- bis fünfdeutig sind, mehr über die Wetterfühligkeit, das Temperament und die Vorstellungen der Anderen aussagen, als über „die Wirklichkeit“, wenn wir auf uns selbst gestellt sind mit der Deutung, es keine Folgerichtigkeit gibt? Was wäre, wenn wir das Universum komplett missverstehen, es ganz anders tickt als wir glauben? Dann bricht die ganze schöne Kindergeschichte, der Glaube an die Berechenbarkeit des Lebens zusammen, schlagartig ist es still und leer in Kopf und Herz.
Okay, könnte man sagen, dann machen wir es uns bequem, strengen uns nicht mehr an, begnügen uns mit dem, was wir haben. Zu dumm nur, dass wir Ziel und Sinn vermissen, dass wir uns langweilen und die Freude versickert im langsamen Zurücktreten aus dem, was zuvor unser Leben war. Wie können wir unser Leben leben nach all den Enttäuschungen, was kann uns noch in Bewegung bringen, uns motivieren und beflügeln, ohne jede Hoffnung, dass es sich lohnt oder wir mit all der Bereitschaft zu Verzicht wenigstens heiliggesprochen werden?

Es ist blöd und gemein und ungerecht und doch hilft es alles nichts. Wir können nur weitermachen, einfach vorwärtsgehen und sonst nichts. Wir können mehr auf uns schauen, statt erwartungsvoll nach außen. Wir können hinnehmen, dass die Verlockungen und Trostpreise für erwünschtes Verhalten ihren Reiz verlieren. Daraus folgt ganz natürlich und ohne jede Anstrengung, dass wir mehr und mehr nur noch das tun und geben, was wir wirklich tun und geben möchten. Wir wären dann eher erstaunt als enttäuscht über die traurigen, herzergreifenden, belanglosen, lustigen und verrückten Sachen, die passieren. Die Handlungen Anderer würden wir nicht mehr persönlich nehmen, nicht mehr alles auf uns beziehen. Wir könnten uns entspannen, die Anderen denken eh, was sie wollen, sehen uns eh so, wie es in ihr Konzept passt.

Unser Verständnis von Verantwortung würde sich grundlegend ändern – es bliebe ihm gar nichts anderes übrig. Verantwortung würde von jeder Schuld befreit, aus einem empfindsamen Herzen kommend. Ein Verantwortungs-Bewusstsein, das natürlich aus uns herausfließt, ungemein praktisch ist, da es auf die Bedürfnisse des gegenwärtigen Augenblicks achtet, ganz präsent, ganz offen, bereit zu jedweder Konsequenz.
Wir könnten etwas tun oder es lassen. Wir wären frei, unseren inneren Impulsen zu folgen, der natürlichen Integrität unseres Seins vertrauend. Wir könnten allem auf unserem Weg begegnen und den Wellen nachspüren, die es in uns schlägt, ohne zu vergleichen, ohne Sinn und Unsinn zu messen an Ergebnissen.

Wer hat uns erzählt, dass es eine Belohnung gibt für Anstand, Güte und Freundlichkeit? Vergiss es, gib das Warten auf und das Beharren, den Selbstzweifel und das Beschweren. Es nützt nichts, es gibt kein Entkommen. Das Universum hustet uns was, lässt sich nicht von unseren billigen Tricks und Begehrlichkeiten beeindrucken, seien sie noch so spirituell großartig gekleidet. Das Universum lässt nicht mit sich handeln, es bleibt unbestechlich.

Es gibt keine Belohnung für all die Anstrengung und Bereitwilligkeit. Vergiss es und sei glücklich, einfach so, weil du bist, was du bist, tust, was du tust, fühlst, was du fühlst. Mehr gibt es nicht, also LEBE – ohne Vorbehalt, mit aller Liebe und Begeisterung, die in dir steckt, ungeprobt, einfach drauflos.


ALLES UND NICHTS

alles haben
und nichts besitzen

alles nehmen
und nichts erwarten

alles geben
und nichts verlieren

lieben
sonst nichts


Unbetreut

Die Neurosen der Anderen unbetreut lassen, das Leben kümmert sich schon darum, ich bin nicht zuständig. Ich bin nicht zuständig dafür, eine Tür zu finden, einen Zugang zu dem, was heil ist in jedem von uns. Es darf verborgen bleiben, es darf ein Leben lang ungelebt bleiben, es geht mich nichts an.
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Zu versuchen, die Neurosen Anderer zu betreuen, heißt nur, sich verwickeln zu lassen, im Spiel der Unbewusstheit selbst unbewusst zu werden. So hindere ich mich daran, das Gefängnis meiner eigenen neurotischen Persönlichkeit zu verlassen und in die Unmittelbarkeit zu fallen, mich von der Berührung des Lebens Moment für Moment überwältigen zu lassen.
Lovingly detached – liebevoll unverhaftet sein – meint auch das, jeden einfach dort zu lassen, wo er ist, ihn nicht zu betreuen, indem ich mich zu ihm setze, seine Gitterstäbe bunt anmale oder ihn zum Ausbrechen animiere. Es kann bedeuten, dennoch in der Nähe zu bleiben und außerhalb der Mauern mein eigenes Leben zu leben, es kann bedeuten, ihn allein zu lassen und weiterzuziehen. Es bedeutet in keinem Fall, zu hoffen und zu warten – auf eine Veränderung, auf ein Wunder. Es bedeutet nicht, mein Leben danach zu richten, mein Glück davon abhängig zu machen.

Nüchtern betrachtet leben wir in einer Welt der Neurosen. Doch es gibt sie, diejenigen, die sich dadurch nicht am Leben und Lieben hindern lassen, die dennoch ungebrochen sind und im Vertrauen. Sie haben sich nicht dazu verführen lassen, ständig auf ihre und anderer Leute Verrücktheiten zu schauen und sich darum zu kümmern. Sie verpassen ihr Leben nicht. Denn was zählt, ist nicht das Potenzial, sondern nur das, was tatsächlich gelebt wird. Ich kann alles Verständnis der Welt haben für die Ängste des Anderen und für meine eigenen, relevant ist einzig, ob sie die Macht haben, Begegnung und Nähe zu verhindern oder nicht.
Sind wir trotz unserer Verletzungen liebes- und beziehungsfähig, das ist die Frage. Und wenn nicht, dann ändern auch die gegenseitigen Betreuungsversuche nichts daran.


Wenn es so einfach wäre

Alle Welt erzählt uns, was wir tun müssen, um gesund, erfolgreich, glücklich und bewusst zu sein. Offensichtlich mit wenig Wirkung.
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Viele denken wohl, sie machen es nur nicht richtig, strengen sich noch mehr an, oder sie geben auf. Jetzt damit zu kommen, dass ICH weiß, was zu tun ist, wäre wohl ziemlich absurd. Doch das Leben ist voller Paradoxien und so wage ich es, einen anderen Zugang zu diesem Thema vorzuschlagen.

Adyashanti sagt:
höre auf, wegzugehe, und du wirst ankommen
höre auf, zu suchen, und du wirst sehen
höre auf, davonzulaufen, und du wirst gefunden werden

Und wie macht man das? So, wie man die Angst vor dem Schatten auf dem Weg besiegt, der aussieht wie eine Schlange. Gar nicht! Wenn klar ist, dass der Schatten ein Stock ist, gibt es keine Angst mehr. Hinschauen, sehen und anhand der eigenen Erfahrung wissen – nur das hat Wirkung.
Wissen meint hier eine klare, innere Erkenntnis ohne jeden Zweifel. Was wir normalerweise als „wissen“ bezeichnen, ist eine Interpretation, eine Geschichte, sind Gedanken, die wir glauben. Dieses Wissen ist brüchig. Greift es ein anderer an, so verteidigen wir es, als ginge es um etwas real Existierendes, das bedroht werden könnte. Die Realität IST einfach, wie kann sie durch unterschiedliche Interpretationen bedroht werden? Ist die Existenz des Stockes bedroht, wenn jemand sie bezweifelt oder leugnet? Bin ich bedroht und muss mein Wissen verteidigen? Sicher nicht.

Schauen wir aus der Stille, lauschen wir mit unserem ganzen Sein, dann laden wir unsere Wahrnehmung ein, das zu erkennen, was immer schon da ist. Man kann es daher weder suchen noch finden. Man kann auch nichts tun, um es sichtbar zu machen, denn es ist nicht verborgen. Bewusstsein ist offensichtlich und immer vorhanden, sonst wäre keinerlei Wahrnehmung möglich, wir bemerken es nur nicht. Was kann ein Fisch tun, damit er erkennt, dass er im Meer schwimmt?

Die Einladung innerhalb des Coachings und der therapeutischen Sitzungen ist immer die gleiche:

  • bemerken, dass du vor dem wegläufst, was du schon lange ahnst und fürchtest
  • liebevoll beobachten, wie deine besondere Art des Ausweichens funktioniert, und es nicht bewerten
  • nachgeben, nicht dagegen angehen – auch nicht gegen die Widerstände – und weiter liebevoll hinschauen
  • deine Erklärungen und Geschichten durchschauen, ihre Substanzlosigkeit erkennen und so frei werden davon

Was kann ein Fisch tun, um zu erkennen, dass er im Meer schwimmt?
Nichts, nur, sich von der Realität finden lassen.


GEMEINSAME WEGE

halte mich fest
doch binde mich nicht

decke mich zu
doch ersticke mich nicht

gib mir Rat
doch beuge mich nicht

sprich die Wahrheit
doch zertrete mich nicht

nimm meine Hilfe
doch vergiss Deine Stärke nicht

vertraue mir
doch verschließe Deine Augen nicht

ich gehe mit Dir, denn ich liebe Dich
doch ich folge Dir nicht


Freiheit

Freiheit ist die unumstößliche Erkenntnis, dass wir der Eigenverantwortung nicht entkommen können.

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Verantwortung verbinden wir zunächst meist mit Verantwortung für andere Menschen oder für eine Aufgabe. Die Grenzen zur Verpflichtung verschwimmen hier schnell. Die größte Verantwortung haben wir jedoch für uns selbst, für unser Glück, für die Erfüllung unseres Lebens. Oft gehen wir leichtfertig mit dieser Verantwortung um.
Ziele zu erreichen ist wichtiger als die eigene Gesundheit, andere nicht zu verletzen oder gar zu verlieren wichtiger, als selbst nicht verletzt zu werden. Wir haben gelernt: übernimmst du Verantwortung für mich, dann übernehme ich Verantwortung für dich. Ein Geschäft, bei dem durch gegenseitige Abhängigkeit Sicherheit erzeugt werden soll. Das einzige, was jedoch erzeugt wird, ist leidvolle Verwicklung.
Denn die Verantwortung für uns selbst, unser Glück, unser Denken, Fühlen und Handeln kann niemals abgegeben werden. Keiner außer wir selbst kann wissen, wie integer wir wirklich sind und keiner außer wir selbst kann uns gerecht werden.

Freiheit und Liebe gehören untrennbar zusammen. Freiheit kann niemals einhergehen mit dem Benutzen Anderer für die eigenen Interessen. Denn auf einer tieferen Ebene spüren und wissen wir immer, wann wir lieblos sind und dieses Wissen verletzt unsere eigene Integrität. Wir sind nicht mehr in Frieden mit uns selbst und mit der Welt.
Der eigenen Wahrheit kann nicht ausgewichen werden, auch wenn wir versuchen, sie zu verbergen und zu leugnen. Hinschauen, sehen und fühlen, was sich in unserem Leben zeigt und dort Wirkung hat, es verstehen und annehmen – das ist die Basis, auf der Veränderung geschehen kann. Sie geschieht aus Erkenntnis und Annahme heraus, nicht aus Verurteilung und Abwehr.
Wird dies zutiefst erkannt, machen uns Selbstliebe und die Akzeptanz der Bedingtheit der menschlichen Existenz weich und offen, denn es gibt nichts, gegen das wir uns verteidigen könnten oder müssten – wie könnte man sich auch gegen die eigene Wahrheit verteidigen?
Die Ereignisse in unserem Leben werden so zu immer neuen Geschenken, die das Leben an unser Ufer spült. Einige fordern uns heraus, weiter und tiefer zu gehen, andere sind pure Freude und Genuss. Manchmal ist die Verpackung irreführend. Sind wir frei, können ALLE Geschenke angenommen und gewürdigt werden. Wir bleiben im Fluss mit dem, was ist.

Freiheit öffnet den Raum für Liebe, Freude und Glück. Selbst glücklich zu sein, ist die einzige Art, zum Glücklichsein Anderer beizutragen – ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Denn geben tun wir letztlich immer nur uns selbst.


Jenseits von Treue und Untreue

Liebe ist jenseits von Treue und Untreue. Sie lebt im Raum persönlicher Integrität und schonungsloser Ehrlichkeit. Nur dort atmet sie uns frei und erhebt uns in unseren wahren Stand.

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Treue und Untreue sind in der Regel zwei Seiten derselben Halbherzigkeit, die echte und tiefe Verbundenheit flieht – in welche Richtung auch immer. Ob Flucht in die vermeintliche Sicherheit der Treue oder in die vermeintliche Freiheit der Untreue ist ein Unterschied, doch nicht der Unterschied, auf den es im Sinne eines vollen und erfüllenden Menschseins ankommt.
Treue ist oft ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: konfrontierst du mich nicht mit meinen Ängsten vor Verlust und Verletzung, dann tue ich das auch nicht bei dir. Wir versprechen uns Treue, um uns zu schonen, uns sicher zu fühlen inmitten der Unsicherheit und Unberechenbarkeit des Lebens. Doch Schonung beinhaltet immer auch Unterdrückung – der eigenen Impulse und der des Anderen. Schonen heißt, dem Anderen und mir selbst nicht viel zuzutrauen, es bedeutet kleinhalten, kontrollieren und verstecken, was in uns lebt und pulsiert. Auf Dauer ist das langweilig und erstickt das lebendige Auf und Ab und die Entwicklung in der Beziehung.
Untreue ist die logische Folge von Langeweile und Unterdrückung. Ein Ausbruchsversuch in die Lebendigkeit, ohne wirklich wissen zu wollen, was nicht stimmt, und Verantwortung dafür zu übernehmen.

Meine Sehnsucht in Beziehung ging immer über das Bekenntnis zu einer bestimmten Beziehungsform hinaus, in die Tiefe, auf das offene Terrain ungeprobten Lebens. Doch wer die Form hinter sich lassen will, muss auch deren Struktur, Halt und Schutz aufgeben.
Um hier nicht in die Irre zu gehen und uns selbst und andere zu betrügen, braucht es eine Integrität, welche auf Mitgefühl und der Weisheit des Herzens gründet und somit verlässlich ist.
Verpflichten wir uns dieser Integrität und folgen wir vertrauensvoll unserem ganz eigenen inneren Lebensfluss, dann wartet die Liebe jenseits von Erwartungen und Versprechen, jenseits von Rücksichtnahme und Rücksichtslosigkeit und jenseits von Treue und Untreue. Sie existiert in einem Raum grenzenlosen Mitgefühls – vor allem für uns selbst – und schonungsloser Offenheit und Verletzbarkeit. Dort wartet sie auf uns … auf jeden einzelnen … immer.


SEIN

Es ist
das nicht Hörbare
dessen Lied
ins Leben
uns singt

Es ist
das nicht Sichtbare
dessen Kraft
aus der Leere
uns nährt

Es ist
das nicht Fassbare
dessen Sein
in der Berührung
uns formt

Es ist
das nicht Nambare
dessen Wesen
in der Liebe
uns eint
das in uns fließt
ewig
unerschöpflich


Einheit

Wie können wir über die Natur, eine Situation, einen anderen Menschen sprechen, ohne über uns zu sprechen?
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Wir, als Beobachter, stehen immer in Beziehung zu dem Beobachteten, interagieren mit ihm schon durch unsere innere Haltung, nehmen Einfluss durch die Wahl der Methoden und des Settings. In diesem Sinne gibt es keine objektiven Wahrnehmungen und damit keine unabhängigen Objekte mit unabhängigen, immer gleichen Eigenschaften. Es gibt nur ein Gewebe endloser, sich gegenseitig bedingender Beziehungen.
Auf allen Ebenen – ob Quanten, Zellen, Organismen oder Sternensysteme – sind alle Geschehnisse in wechselnden Verbindungen miteinander verwoben. Nirgendwo existiert so etwas wie ein getrenntes Wesen oder ein einzelnes Atom. Tatsächlich existieren nur Beziehungen, Verbindungen, die sich stetig abwechseln, überschneiden, kombinieren und so die Struktur des Ganzen bilden. Diese Struktur ist flexibel, sie fließt und entsteht im ständigen Bezogensein von allem mit allem.

Für unsere Positionierung in der Welt bedeutet dies ein Perspektivenwechsel: weg von unabhängigen Beobachtern und unabhängigen Objekten hin zu dynamischen Beziehungen innerhalb eines allumfassenden Ganzen. In diesem Perspektivenwechsel lösen sich die Verknotungen unseres Denkens auf und es wird möglich, unseren eigenen Platz im Gewebe der Geschehnisse einzunehmen, mitzuwirken, mitzufließen und Frieden zu finden.


Geheimnis

Nachts, in der sanften Stille des Mondlichts, zerfällt das Alltägliche in seine Bestandteile. Das Zweidimensionale wird zur Tiefe, die mich aufsaugt, und ich verschwinde in ihr, wie Alice im Kaninchenbau. 
Wenn ich nur lausche und alle Sinne sich öffnen, kann mich der Moment nehmen, und ich falle hinein in das Unermessliche, kann das Geheimnisvolle, den Zauber spüren, schmecken und atmen.

Stille – der Zugang zu dieser großen Weite im Herzen der Dinge.
Innere Unbewegtheit – das Ende des Zwiespalts von Herz und Verstand.
Das Leben – nicht mehr getrennt von mir.

Und wenn du da wärst, hier neben mir, könnte ich das Geheimnis teilen mit dir, könnten wir sprechen, was in diesem Moment auf der tiefsten Ebene von einem völlig ungeschützten Ort aus wirklich gesagt werden will.  So befreiend und heilend  –  die Art von Heilung, die im Alleinsein nicht geschehen kann, die den Anderen braucht, um ganz zu sein.